Am 26.12.16 haben wir uns nachmittags mit Bulgari und Dreamer auf den Weg nach Mainburg gemacht.
Einen Tag darauf begann schließlich unser Vorbereitungskurs für das Reitabzeichen, ich habe zwei Reitschülerinnen mitgenommen welche das RA5 und RA4 gemacht und natürlich bestanden haben.

Ich selbst habe das RA2 springspezifisch gemacht.
Warum springspezifisch?
Aufgrund eines Skiunfalles vor einigen Jahren kann ich im Trab schlecht aussitzen.Meine Hüfte ist blockiert und so fällt mir die Bewegung schwer, was natürlich auch immer auf das Pferd ankommt. Das (neue) 4er Abzeichen habe ich noch in Dressur und Springen gemacht, da es in der A Dressur gerade noch ging habe ich seitdem springspezifisch gemacht. Ab der Klasse L macht es schließlich Sinn, gut aussitzen zu können – nicht zuletzt in dern Trabverstärkungen.

Ich muss sagen, dass ich wirklich Angst vor dem Abzeichen hatte. In der Prüfung muss man einen M Parcours springen, welcher jedoch im Endeffekt eher ein L bzw. sogar A** Parcours war. Erwartet hatte ich wenigstens ein gutes L, aber da man in dieser Prüfungssituation angespannt genug ist, war ich letztendlich natürlich froh über die niedrigen Hindernisse.
Mein Schulpferd heißt Future, ist ein S Springpferd und ich hatte mich schon vor ein paar Jahren in ihn verliebt. Ich reite ihn jedes Jahr und er trug mich schon durch drei Reitabzeichenprüfungen.

Er stand einige Zeit lang als potenzielles Pferd für mich zur Option, was wohl die wenigsten wissen dürften. Was uns am Ende vom Kauf abhielt war sein Preis. Future ist ein unglaubliches Pferd und oft schon habe ich bereut, ihn nicht doch gekauft zu haben. Andererseits hätte ich heute dann niemals Dreamer und Bulgari, es gibt also immer zwei Seiten bei solchen Entscheidungen. Future ist im Herzen zwar mein Pferd und ich habe nach wie vor die Hoffnung, ihn eines Tages doch noch zu besitzen – selbst wenn er dann ein Rentner ist und ich ihm nur noch einen schönen Lebensabend gestalten darf.
Dreamer und Bulgari dagegen sind keine falschen Entscheidungen gewesen. Es tut immer weh, nach einer Woche mit diesem Pferd wieder nach Hause zu fahren.
Dennoch freue ich mich jedes Jahr wieder, wenn ich den Großen sehen kann und reiten darf. An diesem Stall fühle ich mich sehr heimisch und auch mit den Leuten dort verstehe ich mich gut, ich reite meist nebenbei noch mehrere Pferde dort und bin bis spät abends am Stall.
Normalerweise bin ich immer die letzte und komme erst gegen Mitternacht in mein Zimmer. Dieses Jahr bin ich nur Future und meine beiden anderen Pferde geritten, trotz allem kamen wir immer als letztes aus dem Stall.

Für mich stand in dieser Woche also viel Springen an und die Aufregung wuchs mit jedem Tag, auch wenn ich nicht sagen kann, ob ich mehr Angst vor Theorie oder vor dem Parcours hatte. Zu Beginn hatte ich das Gefühl, alle hätten viel zu hohe Erwartungen an mich.
Ja, ich mache das RA2 springspezifisch. Bin ich deswegen ein Profi? Nein! Noch lange nicht. Ich springe auf E und A, manchmal im Training auf L Niveau. Ich habe noch nicht das beste Auge, was das Anreiten betrifft. Also nein, ich bin absolut kein Profi und nach gerade mal etwa 2 Jahren, in denen ich erst springe, würde ich mich auch noch nicht als besonders erfahren bezeichnen.
Die wenigsten dort wussten das, also spürte ich bei jedem Ritt die Erwartungen der anderen Teilnehmer und auch die des neuen Trainers. Die letzten Jahre betreute eine wirklich gute Trainerin den Kurs, welche mich mittlerweile auch schon besser kannte und für mich einfach meine Trainerin war. Leider war sie bei diesem Kurs nicht da und somit hatte ich noch mehr Grund, aufgeregt zu sein.

Pferd Reiten Reitsport

Die zweite Nacht verbrachte ich zu Hause, da ich einige Sachen vergessen hatte und holen musste.
An dem Abend fuhr ich weinend nach Hause und zum  krönenden Abschluss eines schlechten Tages brachte mir meine Katze dann auch noch meinen Hamster – ja, sie trug meinen Hamster im Mund zu mir und weil immer alles auf einmal auf einen zu kommt, dachte ich natürlich, meine Kleine wäre tot.
Nachdem meine Mutter den Hamster dann aus dem Mund der Katze nahm und mir gab, hat sich die Kleine zum Glück gleich geputzt und war überhaupt nicht aufgeregt sondern ganz ruhig und neugierig. In den nächsten Tagen stellten wir dann fest, dass unsere Katze sie scheinbar nicht töten wollte, sondern nur ganz sanft am Genick genommen hatte, da sie keinerlei Verletzungen hatte und nun (zum Glück!) immer noch am Leben ist. Ihr könnt euch aber trotzdem vorstellen, wie schlimm der Abend für mich noch war, schließlich weiß man nie ob bei so etwas nicht doch innere Verletzungen vorhanden sind, und so fuhr ich am nächsten Abend vollkommen fertig wieder nach Mainburg in den Stall.

Die ersten Tage trainierten wir nur auf E Höhe und zur Generalprobe wurde dann etwas höher gelegt. Nachdem mir gesagt wurde, dass der Prüfungsparcours auch nicht viel höher wird, war meine Erleichterung riesig!
Nun hatte ich also nur noch Sorgen wegen Theorie und muss zugeben, auch wirklich viel zu wenig gelernt zu haben. Mir fällt es einfach unglaublich schwer, mich zum lernen aufzuraffen. Sobald es dann wirklich ernst wird mache ich es meistens, aber beim Reitabzeichen hatte ich bisher einfach zu wenig Motivation.

Am Prüfungstag war ich beim Springen die erste, da ich das höchste Abzeichen machte. Man spürte die Anspannung ganz deutlich und beim Warmspringen funktionierte es bei niemandem mehr – in unserer Gruppe fiel eine Reiterin vom Pferd, ein anderes Pferd verweigerte mehrmals und sogar Future verweigerte beim letzten Oxer einmal!
Nachdem mich das sehr unsicher gemacht hatte, lief die Prüfung dann aber richtig gut. An den letzten Oxer kamen wir zu dicht, doch generell hatte alles gut gepasst und sich auch gut angefühlt.
Schließlich erhielten wir für den Ritt eine 7,5 !

In der Theorie lief es viel schlechter, uns wurden fiese Fangfragen gestellt und sehr komplizierte Sachen, am Ende meinte der Richter, dass ich mich mit dem ganzen noch einmal befassen sollte und es eine Katastrophe war. Doch auch die Richter sahen nicht, wie unerfahren ich im Endeffekt noch war und fragten mich so über sätmliche Einzelheiten in Springprüfungen jeder Art aus.
Mit einer 5,5 bin ich dann aber auch da knapp noch durchgekommen! Meine Freude war riesengroß und ich war so erleichtert!
Die Tage bis zur Prüfung waren wirklich die Hölle, neben der Angst vor der Prüfung waren noch persönliche Probleme dazu gekommen, und so ist das Gefühl nach dem Bestehen unbeschreiblich schön.

Pferd Reiten Reitsport

Wie sieht mein Plan nun weiterhin aus?
Nächstes Jahr möchte ich noch das Goldene Reitabzeichen machen. Wenig Menschen verstehen, warum ich das alles mache. Viele meinen, ich würde mir damit die LK für hohe Klassen beantragen, um diese nicht durch Erfolge erreichen zu müssen.
Aber das ist falsch. Es ist so schwierig, meine Gründe dafür zu erklären.
Zum einen ist es das Gefühl, nachdem man alles hinter sich hat – erfolgreich. Zum anderen ist es natürlich auch der Wunsch, Future zu sehen und an diesem Stall zu sein. Wenn ich könnte, würde ich dieses Pferd sofort kaufen – es dürfte also nicht weiter verwunderlich sein, wenn ich ihn wenigstens einmal im Jahr einige Tage für mich haben will.
Allein der Gedanke, dass ich derzeit mit dem Abzeichen auf Turnieren schon M reiten könnte, ist so unfassbar. Mir gefällt die Vorstellung, ich weiß gar nicht genau, wieso.
„Ich besitze das Goldene Reitabzeichen“ – ist es nicht faszinierend, so etwas sagen zu können?
Vielleicht klingt das überheblich, doch das ist es überhaupt nicht. Es beeindruckt mich selbst und schüchtert mich eher ein. Ich käme nie auf die Idee, mit einem solchen Abzeichen angeben zu wollen.
Mal abgesehen davon… in der Prüfung sind die Anforderungen viel niedriger als auf einem Turnier. Es ist nicht leicht, es zu schaffen und man muss es sich erarbeiten.
Aber vergleichbar mit einer Auszeichnung über Turniererfolge ist es selbstverständlich nicht.

So viel also zu dieser Woche, ich war wirklich erledigt danach, aber es hat sich wie immer gelohnt. Jede Prüfung im Leben bringt einen weiter, desto schwieriger die Umstände, desto stärker wird man – das ist zumindest meine Ansicht.