Desto mehr Menschen meine Videos auf Instagram und YouTube sehen, desto häufiger kommen Beschwerden, wieso ich denn nicht einmal auf dem richtigen Fuß leichttraben kann.
Wie oft musste ich schon Spott und fiese Kommentare erdulden… und weshalb?
Weil es ja immer nur einen einzigen richtigen Weg gibt, nicht wahr?
Die Antwort darauf ist natürlich nein. Es gibt nicht immer nur schwarz und weiß, sondern noch eine Menge Grautöne dazwischen! Anstatt einem Reiter, welcher etwas anders macht, also gleich vorzuwerfen, wie schlecht er denn reiten würde und dass es ja lächerlich sei, nicht einmal das Einfachste zu können – nehmt euch einen Moment Zeit und überlegt, ob es vielleicht irgendeinen Grund geben könnte, weshalb es so gemacht wird.
Findet man darauf keine Erklärung, kann man schließlich immer noch nachfragen.
Nun kommen wir aber zum Thema und es wird Zeit, dass ich endlich einen Beitrag dazu schreibe. Ich bin generell ein relativ geduldiger Mensch, auch wenn ich mit Pferden mehr Geduld als mit Menschen habe, aber auch mir wird es langsam zu viel, jedes Mal erneut eine Erklärung schreiben zu müssen.
Wieso trabe ich häufig auf dem „falschen Fuß“ leicht?
Hier möchte ich kurz den Bewegungsablauf des Pferdes im Trab kurz aufgreifen. Der Trab ist ein Zweitakt, bei dem jeweils das diagonale Beinpaar gemeinsam abfußt.
Das bedeutet, dass gleichzeitig links hinten und rechts vorne nach vorne gehen, dann die Schwebephase, dann geht rechts hinten und links vorne nach vorne, wieder Schwebephase. In einem Video, welches ich dazu bald mache, wird man das in Zeitlupe nochmal gut erkennen können.
Bedenkt man, dass man immer die Hinterbeine treibt, sollte klar werden, dass immer nur ein Hinterbein abfußt und somit auch immer nur ein Bein getrieben werden kann!
Vergleichbar ist es, wenn wir selbst gehen – ein Bein nach dem anderen wird nach vorne bewegt und man könnte immer nur das Bein „treiben“ (bzw. weiter vor nehmen), welches gerade vom Boden weg geht. Das andere steht schließlich gerade fest auf dem Boden und sollte zur Erhaltung der Balance und des Bewegungsablaufes auch dort bleiben.
Es kann also immer nur ein Hinterbein getrieben werden.
Beim Leichttraben auf dem „richtigen“ Fuß (wir nennen es der Einfachheit richtig und falsch, auch wenn diese Bezeichnungen meiner Meinung nach nicht korrekt sind) sitzen wir in dem Moment ein, wenn das äußere Hinterbein des Pferdes nach vorne abfußt – und getrieben werden kann.
Treiben wir nämlich beim Leichttraben auf dem richtigen Fuß mit unserem inneren Fuß, pendelt der Bauch des Pferdes gerade nach innen. Was machen wir in dem Moment? Wir drücken dagegen, fangen die Bewegung des Bauches und Rumpfes ab und stoßen es weg. Wir blockieren in gewisser Weise also die Bewegung des Pferdes. Aus diesem Grund können wir in dem Moment ideal mit dem äußeren Bein treiben, um das Pferd noch mehr zum nach innen schwingen zu bringen. Möchten wir aber die Bewegung nach außen unterstützen (und somit die Innenbiegung), müssen wir umsitzen und auf dem falschen Fuß leichttraben.
Was aber, wenn man ein junges Pferd hat? Ein Pferd mit Blockaden? Oder die Innenbiegung unterstützen möchte?
Sieht man es ganz logisch, ist es zumindest für gewisse Pferde schwieriger, sich korrekt innen biegen zu können, wenn der Reiter außen treibt. Immerhin sagt man ja auch, man soll das Pferd um den innteren Schenkel biegen – was beim „richtigen“ Leichttraben aber absolut kontraproduktiv ist, wenn man sich den Moment des Treibens genauer ansieht. Schließlich versucht man dann, ein fest auf dem Boden stehendes Bein zu treiben und diese Handlung wirkt sich eher kontraproduktiv auf das Pferd aus.
Bei Seitengängen, also auch Schulterherein und Renvers, kann man die Bewegung und vorallem auch Biegung also ideal unterstützen, wenn man auf den falschen Fuß umsitzt. Im Kruppeherein dagegen treibt man natürlich mit dem äußeren Fuß und bleibt somit auf dem richtigen Fuß sitzen.
Bei meinem 4 Jährigen Bulgari beispielsweise trabe ich fast nur auf dem falschen Fuß leicht, um ihn in der Biegung zu unterstützen. Auch bei Dreamer nutze ich diese Methode, da er durch seine vielen Blockaden einfach sehr vorbelastet ist und es ihm alles andere als leicht fällt, Lektionen auszuführen.
Um all das zu verstehen, muss man sich also klar machen, wie genau der Bewegungsablauf aussieht, zu welchem Zeitpunkt der Reiter im Sattel sitzt und welches Bein er dann treiben kann.
Entgegen vieler Einwürfe bringt es ein Pferd nicht aus der Balance, wenn man auf dem falschen Fuß leichttrabt – wenn es doch so ist, hat man einen ganz gewaltigen Fehler in der Ausbildung gemacht.
In den meisten Reitschulen lernt man entweder das gleichzeitige Treiben im Trab, oder eben dass es nur auf dem einen Fuß richtig ist. Wieso und warum wird selten hinterfragt – ich habe selbst noch kaum andere Menschen kennengelernt (abgesehen von den Schülern meiner Trainer), welche auch mal auf dem falschen Fuß bewusst leichttraben.
Ich hoffe, ich konnte das Thema ein wenig erklären und vorallem auch einen Überblick verschaffen.
Es ist unglaublich schwierig, das sinnvoll und anschaulich darzustellen, weshalb ich in den nächsten Tagen auch noch ein Video darüber machen möchte.
Ehrlich gesagt habe ich, obwohl ich seit 17 Jahren im Sattel sitze, nie genau darüber nachgedacht, warum man leichttrabt, wie man eben leichttrabt. Aber ich finde deinen Ansatz rein denklogisch absolut nachvollziehbar und werde vielleicht auch mal mit meinem Baby, das sich übrigens auch echt ungern biegen lässt und dann schnell dicht macht, darauf zurück kommen.
Danke für den informativen Beitrag! 🙂
Das geht den Meisten so, generell lernt man eben „dass es nun mal so ist“ und so gemacht wird.
Würde mich sehr interessieren, ob du einen Unterschied gemerkt hast 🙂
Ich finds total nachvollziehbar und auch echt fachlich logisch begründet. Lass dir nichts vormachen. Du bist meistens nicht diejenige mit wenig Ahnung.
Dankeschön! 🙂
„Treiben wir nämlich beim Leichttraben auf dem richtigen Fuß […], pendelt der Bauch des Pferdes gerade nach innen. Was machen wir in dem Moment? Wir drücken dagegen, fangen die Bewegung des Bauches und Rumpfes ab und stoßen es weg. Wir blockieren in gewisser Weise also die Bewegung des Pferdes. […]“
Hier scheiden sich die Geister… da der Bauchmuskelreflex das entsprechende Hinterbein sozusagen nach vorne zieht, wenn es in der Luft ist.
Und genau das ist ja, was wir erreichen wollen, ein aktiv unter den Schwerpunkt tretendes Hinterbein …
Deshalb ist wechselseitiges Treiben im Schritt und Trab mit dem richtigen Timing ja gar nicht so schwer.
Gruß
Jörg
Naja aber wie gesagt – rein logisch gesehen kann man beim richtigen Leichttraben nicht innen treiben, weil das Bein dann gerade am Boden ist. Das Pferd kann schließlich nur reagieren, wenn es abfußt.
Habe bisher bei allen Pferden in Seitengängen und oftmals engeren Wendungen deutliche Verbesserungen gemerkt, als ich mit dem inneren Bein treiben konnte (nach dem Umsitzen auf den falschen Fuß), einfach weil es die Bewegung unterstützt und man das Pendeln des Bauches ja auch unterstützen möchte, und nicht blockieren.
… aber wie gesagt, ich nutze das Leichtraben auf dem falschen Fuß eben auch, um die Balance und Koordination des jungen Pferdes zu schulen …
😉
LG
Ich finde dein geschriebenes Wort wirklich gut! Es nervt tatsächlich dieses „richtig“ oder „falsch“. Wer bestimmt das eigentlich?
Seit ich mich in der klassisch-barocken Reiterei bewege, da mein Bub mit dem „üblichen“ Englisch reiten nicht zurecht kam, setze ich mich vermehrt damit auseinander was „richtig“ oder „falsch“ ist. Während die einen ihre Pferde binnen 3 Monaten abrichten und keinerlei Rücksicht auf Anatomie und individuelle Ressourcen und sich dann wundern warum das Pferd beim angaloppieren immer buckelt… Das ist für mich falsch.
Als Beispiel sind wir seit einem Jahr klassisch-barock unterwegs und wir arbeiten von Anfang an im Aussitzen beim Buben, weil er einfach im Leichttraben anfänglich nicht zurecht kam. Man wird immer etwas „komisch“ angeguckt wenn man es erzählt. Ja und? Jetzt baue ich es immer mal wieder ein oder gehe im Gelände in den leichten Sitz. Oder anderes Beispiel, wir fangen dieses Jahr erst mit dem Galopp an. Und die ersten Versuche waren ganz anders zu den Aussagen seines ehemaligen Ausbilders. Kein Buckeln. Kein Umspringen. Alles ganz entspannt und trotzdem souverän und motiviert. Das ist meiner Meinung nach richtig – das was dem Pferd wirklich hilft ist richtig! Ob es nun das Aussitzen ist statt leichttraben in der Ausbildung oder eben das leichttraben auf dem „falschen“ Fuß! Ich finde du machst es genau richtig!
Das war mein Wort zum Sonntag! 😀
Was du sagst hört sich logisch an, aber es muss doch auch einen Grund geben, warum alle sagen, dass man auf dem äußeren Fuß trabt…
Es ist ja auch korrekt, auf dem äußeren Fuß zu traben, wenn man eben nur mit dem äußeren Schenkel treibt. Ansonsten ist es eben eher störend. Ich nehme an dass es einfach die wenigsten lernen und es kaum vermittelt wird, habe bisher noch niemanden getroffen, der das so gelernt hat. Was irgendwann mal „richtig“ war wird eben stur so weiter vermittelt, ohne sich Gedanken darüber zu machen
Ich trabe nach dem Zufallsprinzip leicht. Ist nämlich völlig egal, auf welchem Fuß man leicht trabt. Es macht exakt gar keinen Unterschied. Zumindest nicht bei meiner Reitweise, weil es bei mir kein ständiges Treiben gibt. Das halte ich nämlich für völlig unsinnig. Wenn das Pferd eh schon läuft, wozu noch weiter antreiben? Wenn ich dem Pferd irgendeinen Impuls gebe (z.B. Treiben), dann will ich eine Änderung im Verhalten des Pferdes, also in dem Fall losgehen, oder schneller werden. Macht das Pferd was es soll, dann lasse ich es in Ruhe. Alles andere wäre irgendwie doof. Stell Dir vor Du sitzt und jemand sagt ständig zu Dir „Setz Dich hin“ und drückt Dich dabei vielleicht auch noch an der Schulter runter. Nur mal so zum drüber nachdenken.
Danke für deinen Kommentar! Darf ich fragen, welche Reitweise – Western?
Von ständigem Treiben habe ich allerdings nie etwas gesagt, leider sieht man das zwar häufig in der englischen Reitweise, ist aber nicht Sinn davon wie du schon schreibst.
Allerdings nutze ich das Treiben nicht zwingend, um schneller zu reiten, sondern um die Hinterhand des Pferdes zu aktivieren und auch in der Biegung zu unterstützen, wie ich in dem Beitrag geschrieben habe. Genauso wie ich auch bei Seitengängen zum Beispiel treibe, um eine gewisse Reaktion hervorzurufen. Das bedeutet aber nicht, dass bei jedem Schritt der Schenkel kommt – wenn die erwünschte Reaktion kommt, ist Ruhe. Genau wie beim Vorwärts im Trab, denn bei uns gibt es ja z.B. auch Trabverstärkung etc. 🙂
Es ist nur dann egal, wenn das Pferd gerade gerichtet ist. Das stimmt. Sobald das Pferd aber in die Richtung der vorherrschenden Hand gebogen wird, ist es nicht mehr egal und deine Argumentation einfach falsch. Auch ist einfach inkorrekt was du oben schreibst, ich zitiere „Beim Leichttraben auf dem „richtigen“ Fuß (wir nennen es der Einfachheit richtig und falsch, auch wenn diese Bezeichnungen meiner Meinung nach nicht korrekt sind) sitzen wir in dem Moment ein, wenn das äußere Hinterbein des Pferdes nach vorne abfußt – und getrieben werden kann.“ Denn wie du richtig sagst, der Trab ist ein 2 Takt bei dem die diagonalen Beinpaare zusammen abfußen OHNE Schwebephase. Jetzt erkläre mir bitte, wie das äußere Hinterbein abfußen kann, wenn es das vordere (bei dem wir ja KORREKT aufstehen) das ja auch tut. Das wäre ja Pass??? bei einem Passgänger wäre deine Aussage korrekt. Ansonsten leider absoluter Unfug. Das Pferd ist idR nach INNEN gebogen und wir sitzen dann ein, wenn das äußere hintere Bein AN DER ERDE ist, um die Biegung in der Vorwärtsbewegung nicht zu stören.
Es geht nicht um das Geraderichten, sondern wann man mit welchem Bein treibt. Sieht dir dazu doch am besten Videos in zeitlupe an, hier sieht man nämlich sehr deutlich, dass man beim Leichttraben auf dem „richtigen“ Fuß beim Einsitzen nur das äußere Hinterbein des Pferdes treiben kann, da dieses in dem Moment nach vorne schwingt. Würde man zu dem Zeitpunkt mit beiden Füßen treiben oder innen, wäre es kontraproduktiv.
Ich verstehe deine Argumentation ehrlich gesagt nicht so ganz, ich habe nie gesagt, der Trab hätte keine Schwebephase oder dass ein Pferd passartig traben würde. Verstehe ich leider nicht ganz. Zu deinem letzten Satz: Es geht hier nicht darum, die Biegung nicht zu stören, das geht egal wie man leichttrabt – sondern darum, innen treiben zu können bzw. die Biegung zu unterstützen.
Hi Teresa, danke für diesen interessanten Beitrag. Tatsächlich habe ich vor wenigen Wochen meinen Trainerschein gemacht, und wiederum vier Wochen vorher sind wir dem Problem mit meiner aktuellen RB auf die Schliche gekommen. Der Herr lässt sich immer etwas bitten, und ich habe mich immer bemüht im leichttraben auf dem Zirkel innen vermehrt zu treiben, seitdem ich vermehrt aussen treibe ist er ein ganz anderes Pferd, eben weil er die treibende Hilfe von Innen aufgrund des Timings garnicht umsetzen konnte (gegeben ich trabe auf dem „richtigen“ Fuß). Im Rahmen des Trainerlehrgangs sind wir auch auf das Thema gekommen, und da hieß es dasss man mittlerweile im Trab auch vom wechselseitigen Treiben- auch im Leichttraben- spricht. Das umzusetzen ist übrigens garnicht so einfach wenn man schon x Jahre beim Einsitzen die Wade ans Pferd gebracht hat, aber ich bin sicher dass es mit etwas Übung besser wird. Vielleicht also nützlich auch für dich als Denkanstoß, denn so kannst du quasi beide Hinterbeine ansprechen in dem jeweils richtigen Moment. Viele Grüße, Medea
Danke für deinen Kommentar! Für mich persönlich ist wechselseitiges Treiben im Trab weniger geeignet, da man sich dabei eher verkrampft und fest macht, da man ja entgegen der eigenen Bewegung ans Pferd kommen muss. Ausprobiert habe ich es natürlich selbst auch schonmal 🙂
Allerdings benötige ich für mich persönlich eigentlich nur ein Bein, da man auch jederzeit umsitzen kann. 🙂
Liebe Grüße,
Teresa
Danke für diese logische Erklärung ich hatte schonmal irgendwo gehört das der „falsche“ Fuß eigentlich der „richtige“ ist, geglaubt hatte ich es aber nicht. Die Begründung meiner Trainerin für das leichttraben auf den „richtigen“ Fuß war das man damit das innere Hinterbein entlastet. Deine Erklärung erscheint mir aber logischer. Ich werde das beim reiten jetzt mal Testen und schauen ob ich einen Unterschied beim Biegen und den Seitengängen merken kann
I am very happy that someone has remind me to look at your blog. After reading your blog I went back to the video to watch it again. I like how you explain it logically and I kind of understand where you coming from.
I like how you question the norm. It is like me question why do we always mount on one side of a horse than both sides.? So i am going to ponder about the technique and rewatch the movements again.
Thank you for the blog it was very helpful to my questions. I am sorry that you’ve been getting negative comments most of all nasty ones at least.
Ich trabe zum Beispiel auf dem falschen Fuß, damit ich meine Maus etwas abbremsen kann.